Thony's Tagebuch zur Schwedischen Meisterschaft

SchlicktownCup 2011
SchlicktownCup 2011
SchlicktownCup 2011
SchlicktownCup 2011
SchlicktownCup 2011
SchlicktownCup 2011
SchlicktownCup 2011
SchlicktownCup 2011
SchlicktownCup 2011
  • SchlicktownCup 2011
  • SchlicktownCup 2011
  • SchlicktownCup 2011
  • SchlicktownCup 2011
  • SchlicktownCup 2011
  • SchlicktownCup 2011
  • SchlicktownCup 2011
  • SchlicktownCup 2011
  • SchlicktownCup 2011



TAG 1: Thony's Tintentreasures oder die Angst des Tischeishockeytorwarts vor der Centerfinte und andere Begegnungen der schnellen Art, diesmal: Schweden.

Von Prinz Richard in sanften Schwingungen über das Kristall glitzernde Meer des Öresunds getragen werden. Die Sonne funkelt mit großen Augen ohne wolkige Scheuklappen auf die sich am ersten Mai zuprostende Menschheit. Poesie? Nein! Realität? Ja!  Doch vor alldem steht die unsanfte Morgendliche Überwindung der Schwerkraft, einem widerspenstigen Kofferreißverschluss, und der Angst, das Taxi konnte jeden Moment um 4:15h ein Hupen von sich geben oder das Taxameter so schnell die Uhr lossprinten lassen, wie es sich anfühlt, im Tischeishockey in den letzten Sekunden ein verloren geglaubtes Spiel noch drehen zu können, wenn die fehlende Zeit nicht wäre.

Auch am Dortmunder Bahnhof dreht sich so einiges, den meisten um diese Zeit der Magen. Bahnsteige werden zu provisorischen Feldbetten, nur ohne Feld und Bett.

Ein Sonderzug hält um 5:30h. Der nostalgische "Rheingold" auf dem Weg nach Bremerhaven. Im Speisewagen, oh Verzeihung, Salon, scheint man gerade nach dem Tanz in den Mai leicht zeitlich versetzt sein Dinner einzunehmen. Ein Schauspiel, das mich die Augen verwundert reiben lässt, Täuschung oder Wirklichkeit? Doch auch das trübe morgendliche Auge meiner Betrachtungen geht sofort in den Energiesparmodus , die Vorfreude auf das eigene kleine Frühstück steigt.

Endlich im Zug, steigt auch die nervlichen Anspannung durch nach Kaffee durstende Gedanken. Erst ein technisch gestörtes Bistro, ab Bremen suchte das Personal noch zusätzlich krank das Weite und nahm mein Frühstück gleich in unerreichbare Ferne mit. Hungrig schreibe ich meine Beschwerde in overtime an die Bahn, meine Hand schwebt gleich einer verärgerten Centrifuge mitleidlos über das Tablet.

Unerreichbar auch die perfekte Centerfinte, zumindest zwischen den eigenen 10 Fingern. Ich sehe sie schon vor mir: wie eine unendliche Terrakottaarmee aufgereihte Centerfintenronaldos empfangen mich die Schweden mit einem „hjärtligt välkommen“, um dann gleich mal meine nervliche Belastbarkeit zu testen. Müsste ich meine Gegentore mit römischen Ziffern dokumentieren, bedarf es mehrerer Auffüllpatronen für meinen Kugelschreiber.

Trotz allem Optimist bleiben! Mit Pep spielen. Erfinde deinen Schutzpatron. Denke an Ingolstadt! Doch erst mal taucht er auf, Prinz Richard..

Fortsetzung folgt...



Tag 2: Thony's Tintentreasures oder die Angst des Tischeishockeytorwarts vor der Centerfinte und andere Begegnungen der schnellen Art, diesmal: Schweden.

Doch erst mal taucht er auf, Prinz Richard, um auch gleich wieder zu verschwinden. Die Dänen sind ja ein lustiges Völkchen und haben am 01. Mai spaßigeres zu tun, als einem Deutschen, der auch Schwede ist, im eigenen Land auf den Weg zu einer schwedischen Tischeishockey SM nach zu jubeln.

In Eskilstuna angekommen, muss ich zum Glück nicht nach dem Weg zu Eskil und Stuna nachfragen, sondern kann mich nach 500 m Fußmarsch vom Bahnhof zum Busterminal (ein Bushäuschen) ganz auf die Linie 8,5, äh 6 konzentrieren und mache das, was alle Touristen seit der Steinzeit machen: in den falschen Bus einsteigen. Der freundliche Busfahrer arabischen Ursprungs öffnet mir langsam aber bestimmt wieder die Tür.

Endlich im richtigen Bus, sind es ganze 4 Passagiere, drei Damen mit Rollator und ich und während ich mir überlege, das auch an den ganzen Agnetas und Lenas die Zeit auch ihre Spuren hinterlassen hat, mache ich jetzt einen Sprung hinein ins erste Veteranenspiel.

Irgend so ein schwedischer Veteranenexaltmeister sitzt vor mir, seine Füße ohne Socken in ein paar Badelatschen, braungebrannt als wäre er erst heute  Morgen von den Malediven eingeflogen worden. Hej, Björn Ingvaldsson. Er spielt, scheinbar bewegungslos, mich fast bewusstlos und ich beginne meine erste SM mit einem 0:6. Doch schon im zweiten Spiel platzt der Knoten um sich dann langsam wieder von neuem zuzubinden.

Krister, ein Lokalmatador aus Eskil und Stuna, begrüßt mich im Rookiewettbewerb freundlich, erklärt, das er seit 20 Jahren mal wieder Tischeishockey spielt und während er so fachsimpelt, verliere ich beim 0:4 so langsam die Lust zuzuhören. So sieht er also aus: die schwedische Rookiehausfrau. Erstmalige Teilnahme an einer SM, keine Praxis, keine Ahnung hinter welcher Kommode das Spiel eigentlich seit 20 Jahren Spinnweben ansammelte, aber wo die Stangen sich befinden und an welchem Tisch er zu spielen hat, das wissen die wohl seit der Geburt. Ich verdächtige, dass schon zu Hägars Zeiten die Wikinger versteckt in ihren Schiffsbäuchen des Nachts an ihren Stangen rumklimperten und Tischeishockey spielten. Was sollte man monatelang auf hoher See auch sonst tun? Alles Lebendige kommt ja bekanntlich aus oder vom Wasser, warum nicht auch Tischeishockey. Muss den Rangar Yogeshwar oder wie der heißt mal fragen…

Neugeboren fühle ich mich so langsam auch nicht mehr. Da kommt er, der erste Fluch auf Deutsch: so eine verf….. Sch…., der spielt immer den gleichen verf….. Trick, der kann nix anderes. Mein Gegner, ein Spieler von vielleicht 20 Jahren sitzt, die Kappe lässig auf dem Schädel, auf seinem Höckerchen und spielt weiter den Trick als hätte er mich verstanden und puhlt weiter schön in meinem angeschlagenen Tischeishockeyselbstverständnis rum. Am Ende gibt er mir Shakehands mit beiden Händen, oh Gott, er baut mich wieder auf, der Trost eines Gastgebers. Wo ist er, mein Trainer mit dem weißen Handtuch? Was hat der innere Guardiola bei mir falsch gemacht? Die letzte Magnesiumdosierung ist aufgebraucht und aus der gelb-blauen Hölle entkomme ich um mit letzter Kraft in ein „Pub mit Küche“ einzukehren, gefühlte 20 Minuten zu warten, bis man mich überhaupt als neuen Gast wahrnimmt um mich dann über irgend so einen schwedischen Serben mit meiner Bestellung und  dessen Sohn aussieht wie „Slatan“ an einem 150g Hamburger und einem großen „storstark“ zu stärken während schwedische 2m Schränke im Handball sich gegenseitig in die Tore werfen.  Der schwedische Serbe erhält seine 99 kr. und entlässt mich voll von „Fastfood“ und „starköl“ in die verregnete Freiheit. Busse fahren ab 18h eh nicht mehr oder nur gefühlte alle 3 Stunden.

Eine Stärkung brauchte ich auch, denn meine Herberge liegt ca 5 km vom Spielort entfernt. Als sparsamer Deutscher laufe ich insgesamt 5 x hin & her, Bewegung tut bekanntlich gut, doch danach sehnen sich meine 6 Spieler eher nach bequemen Liegestühlchen, um von dort aus im Kollektiv Carolina Eriksson beim Tischeishockey zuzuschauen.

Sonntag. Mannschafts-SM. Ausgeruht geht’s besser und während ich Carolina Eriksson so gegenüber betrachte und meine 6 Jungs gerade ein Straftraining mit verbundenen Augen absolvieren, haue ich mir erst mal selbst einen rein. 0:3 und die  Einladung nach  Delsbro Grand Prix steht. Na klar, ich bin ja auch ein freundlicher Gast. Doch nach dem Spiel zwei vorgestern, wieder ein Licht am Ende des Tunnels. Die schwedische Nummer 8 Jimmy Marell nimmt Position ein. Ich führe 2:0, liege 2:4 hinten und gewinne 6:5. Ein Top 10 Spieler. Immerhin. Die Mannschaftskameraden klopfen ihrem „Old Rooster“ anerkennend auf die Schulter. Ein Lottogewinn kann sich nicht schöner anfühlen.
Verliere ich gestern gegen den, ich weiß nicht, 18 jährigen Felix 0:9, steht es heute „nur“ 1:4. Habe ich tatsächlich etwas gelernt?

Keine Ahnung und egal, immer weiter. Mund abputzen, weiter geht’s.

Nicht im Ergebnis liegt der Sinn. Drum spiele und gewinn!

ENTE




Previous page: Tab